HCW's Tour 09/2007 Nordnorwegen: Varanger-Halvoya + Grenzgebiet NO/FI/RU





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Farben Vardo - Hamningberg Karasjok - Kirakkajärvi Pasvik - Barentssee non-nature
 
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Damer i Herrer,

hier findet Ihr den vorläufigen Reisebericht zu meiner Norwegentour 2007. Vorläufig deshalb, weil ich beruflich bedingt jetzt nicht dazu komme, einen ordentlichen Text zu den einzelnen Bildern zu schreiben. Allen, die sich für den Norden interessieren, wollte ich die Foto-Strecken aber schon gerne zeigen. Vollständige GPS-Daten gibts aber schon dazu (oben: Excel-Download im Klartext mit Kommentaren, gpx-Format direkt fürs Gerät).


Grobverlauf:

Flug: Ich bin mit insgesamt 10 hops Bremen-München-Oslo-Tromsoe-Kirkenes- Vadsoe-Vardoe und Vardoe-Vadsoe-Alta-Oslo-Muenchen-Bremen geflogen (morgens weg und jeweils am gleichen Tag dort).

Fjell:Von Vardoe per pedes nach Hamningberg, hin über Fjell, zurück mehrheitlich Straße (und zwar absichtlich: wir reden von der berühmten "Road to Hamningberg"),

dann nach Karasjok gefahren, durch Finnland wieder östlich rüber nach NO in den Ovre Pasvik und hoch zur Barentssee direkt an die russische Grenze,

dann nochmal vier Tage per pedes auf Varanger, und Rückflug


Natur:

Schaut Euch besser die Foto-Strecken an: das spricht für sich.

Temperaturen waren eigentlich nicht so tief, aber es war extrem windig, so dass Wetter und Bodenbeschaffenheit eine echte Herausforderung für mein geliebtes Hilleberg Nammatj2 waren. Die Liebe ging so weit, dass ich mich ein paar mal eher im Biwaksack ins Geröll gelegt habe. Ab dem vierten Tag hat es dann mehrheitlich geregnet, aber, ohne Witz, auch das habe ich da oben fast genossen; es gibt ein unglaubliches Licht.

Landschaftlich war es erstaunlich abwechslungsreich, Varanger ist halt was für Geologen (vgl. Photos) und Leute wie mich, die Reizarmut geradezu _suchen_. Zu Inner-Lappland brauch ich hier keinem was sagen, und das Grenzgebiet NO/FI/RU hat mit seiner "Taiga" wieder einen ganz eigenen Reiz.

Der Fussmarsch war psychisch ein wenig dadurch getrübt, dass zwischen Vardoe und Persfjord zwei Bären 12 Schafe gerissen hatten, und man nicht wusste wovor man sich mehr fürchten sollte, vor den Tieren auf vier Beinen und den Unmengen von zweibeinigen, die noch am gleichen Tag schwer bewaffnet ins Fjell gerannt sind. Im Gegensatz zu meinen beiden Touren in Spitzbergen ist es mir hier nicht gelungen, selbst eine Langwaffe zu bekommen. Der Rückweg an der Küste lang war aber ohnehin sehr viel interessanter als das ziemlich nackte Fjell.

Ich gebe zu: nach 7 Tagen in dem Wetter habe ich die Fahrt quer durch norwegisch und finnisch Lappland schon genossen, es waren knapp 1300 km bis nach Grense Jacobslev an der Barentssee. DAS ist eine starke Gegend, weil man die erwartete Tundra hat, aber auch Flecken mit Seen und Baumbestand a la Finnland, und trotzdem wieder (ab Kirkenes nordöstlich) fast alpines Gelände mit Klettermöglichkeiten. Dort war ich nicht zum letzten Mal. Den Pasvik fand ich dagegen nicht so pralle zum Gehen, und vielleicht ist das auch gut so, denn der ist pralle für die Tiere die dort auch ungestört bleiben sollten. Nach der Fahrt wurde ich dann wettermäßig noch mal hart rangenommen, als ich von Lakselv zurück nach Vardoe gelaufen bin. So hat es dann standesgemäß ein Ende gefunden.


Vorbereitung:

Ich hatte sehr wenig Vorinformationen und kannte nur die u.a. www-Quellen zur Strecke ab Vardoe und ein paar Foto-points via google-earth. Die Fjellquerung habe ich vollkommen "theoretisch" via Karte geplant (Nadelabweichung und Meridiankonvergenz beachten!), und die Polizeistation Vardoe hat mich dann per email über die zu erwartenden Pegelstände der zu querenden Flüsse aufgeklärt. Man war allenthalben überrascht, dass überhaupt einer zu Fuss über Fjell nach Hamningberg will, denn was die Leute da oben den ganzen Sommer über kennen sind Wohnmobil-Touristen, welche die Road-to-Hamningberg in ihre Norwegen-Sammlung bekommen wollen.

Spätestens ab Übergang Sandfjorddalen - Syltefjorddalen wird man auf dieser Straße; landen, denn die Küste entlang, also über Nordwesten, nach Hamningberg einzusteigen kann ich nicht empfehlen: das ist eine elende Kletterei und wegen des Tidenhubs und unkalkulierenbaren Wetters nicht ganz ungefährlich). Wegen der Wohnmobilfahrer findet man am Endpunkt in Hamningberg dann ab September zwar keine Menschenseele mehr, aber ein vergleichsweise luxuriöses Klohäuschen mit wöchentlichem Reinigungsprotokoll :-) und einer randvollen "I-was-there"-Postbox. Also ab Ende der Strasse einfach ein 1.5 Km Richtung Syltefjordvika gehen (->Fotos), und alles ist so wie es sein sollte.

Die Hauptseite zu Varanger findet Ihr unter www.varanger.com, auch auf deutsch. Komplette Info mit Weg-Fotostrecke nach Hamningberg gibt's bei reuber-norwegen.de (->Fylke Finnmark -> Vardoe Kommune). Eine sehr eindrucksvolle Photo-Beschreibung der Road to Hamningberg findet man auch bei http://kohan.1g.fi/Norway/Hamningberg/index.html. Zum Weg über Land gibt's absolut nix: das ist terra incognita.

Mehr als dieses Material hatte ich auch nicht. Habe dann drei Karten bei der Geo-Buchhandlung Kiel bestellt (vgl. xls-downlaod oben für Details). In Vadsoe gibt es einen Buchladen, der die 1:50000-Serie verkauft, in Vardoe gibts gar nichts, und in Kirkenes weiss ich nicht. An den drei in Frage kommenden Flughäfen gibt es nichts (Vardoe ist ein Blockhaus mit Rollbahn). In Kirkenes gibt es direkt am Marktplatz zwei Tourveranstalter, die man sicher auch nach Karten fragen kann, die Shell-Tankstelle in Kirkenes und die ESSO in Varangerbotten sollten ebenfalls die Grundkarten haben. Die 23er/24er-Blätter, also Varanger-NORD sind allerdings recht selten nachgefragt, also dürfte das Vorher-Besorgen klar die bessere Alternative sein.


Strecke:

Wer über Land geht ist garantiert allein (und definitiv hilflos wenn was passiert). Not-Orientierung geben gelegentlich Strommastenlinien mitten durch die Landschaft, wenn es mal nicht neblig ist. Der "Abstieg" zur Küste mit ihrer Strasse ist wegen der extrem schroffen Felsen allerdings nicht jederorts möglich, und was auf Karte wie ein Tal daher kommt ist vor Ort nicht wirklich besser (->Bilder). In der Langryggen-Region (quasi Mittelpunkt der Halbinsel) wird man auch auf die sonst zu erwartenden Wochend-Jäger nicht mehr treffen.

Vollständige Autarkie, einschließlich Vorhalten und Anwenden-können medizinischer Ausrüstung, ist daher absolut Pflicht. Achtung: Fließend Wasser hat es zwar alle Kilometer, aber hunderte von Schafen lassen in den höheren Abschnitten der küstennahen Täler auf Varanger ihre Fäkalien am und in den Bach ab. Also Wasser abkochen und eine 4-Liter-Hoser mitnehmen; Unacid-Tabletten und was gegen Durchfall sollte man auch dabei haben.

Ich finde die Gegend gerade wegen ihrer "Ödnis" toll, ist aber nicht jedermann's Sache und ist selbst für Finnmark-Verhältnisse sehr karg. Der Baumbewuchs hört hinter Vadsoe schleichend auf, ab Vardoe ist gar nichts mehr. Dann hat es stellenweise, zumindest vom Landschaftsbild, eine gewisse Ähnlichkeit mit Spitzbergen im Sommer; es erinnerte mich stark an den Weg Longyearbyen nach Barentsburg. Wer da mal hin möchte, ist hier zur Vorbereitung sicher richtig (und nach Longyearbyne kommt man ehe nur von Tromsoe aus).

Unter www.pasvik.no gibt's alles zum Pasvik-Nationalpark. Von der Strasse geht es einige km sehr krasse Schotterpiste zum eigentlichen "Parkplatz", von dort aus eine Stunde zu einem See mit offener Schutzhuette. Die wird aber auch von allen Ausflugsanbietern in Kirkenes angefahren, so dass man wenig Genuss hat. Das gleiche gilt für das berühmte Drei-Länder-Drei-Zeitzonen-Eck mit der Pyramide. Es kommen einem im 4-Stundenrhythmus auch norwegige Grenztruppen entgegen (die nicht begeistert sind, wenn man sich da allein rumtreibt (d.h. ohne lokalen Guide ab Kirkenes)). Es fährt täglich ein Bus ab Kirkenes nach Pasvik. Die Landschaft ist schon toll, aber ehrlich gesagt, kennt man Nordfinnland, ist der Pasvik angesichts der o.a. Nachteile und der doch langen Anfahrt so lohnend nicht (es sei denn man steht ganz unbedingt auf Bären oder ist Botaniker für Flechten und Moose, es ist halt schon ein Urwald und ziemlich sumpfig).

Eher unbekannt und für mich deutlich lohnender (Betonung: für mich, der ich auf "karg" stehe, s.o.) ist die Gegenrichtung zur Barentsee bis nach Grense Jacobselev (wobei die gleiche Vorsicht wegen der Genze zu Russland zu geboten ist). Man hält sich halt ein bisschen westwärts vom Fluss. Das Interessante ist: man hat erst Wald, dann Fjell mit einer Unzahl Seen, dann macht die Landschaft (obwohl keine nennenswerte Höhe) einen fast alpinen Eindruck, dann gehts runter zur Küste, größtenteils Fels, aber auch schöne Sandstrände (!). Ich fand die Abwechslung phänomenal. Am Wocheende stehen viele Autos an und auf der einzigen Straße, weil man dann eben zur Jagd geht; unter der Woche ist man fast garantiert allein. Etwa 40 Km vor Küste ist die letzte Gelegenheit was einzukaufen, also ist Tragen angesagt. Wenn ich den Trip noch mal zu machen hätte, würde ich definitiv Kirkenes al Zielflughafen wählen und hauptsächlich diese Gegend erwandern wollen.